... und legte jedem aktiven Mitglied etwas vor die Haustüre
Aus allen richtigen Einsendungen wurden 3 Gewinner gezogen!
Die kleine Trompete konnte von dem Balken aus, an dem sie hing, direkt auf den Marktplatz mit dem Holperpflaster und den lustigen Fachwerkhäusern schauen. Da unten war immer was los, und die Trompete konnte dem alten Schrank, der nicht so weit gucken konnte, immer erzählen, was es im Städtchen neues gab. Interessantes zu berichten hatte immer der Fuhrman, der immer ein Schwätzchen mit der Müllerin hielt. Auch der Zimmermann wusste allerhand aus der Göge, was er auch immer gleich der Dorfpolizei mitteilen musste. Und erst der Gemeindearbeiter…, er schwatzte ohne Pause auf den Handwerksbursche Luc ein, der derweil sein Vesper as. Ab und zu war da auch noch ein Reisender aus Bern, der immer zu den Mädels sagte: „Na, di nehm ich auch mal mit…“
Der alte Schrank mit den Kleidern aus Urgroßmutter Zeiten und die kleine, glanzlose Messingtrompete lebten nun schon viele, viele Jahre hier oben auf dem Spitzboden im Hause des Stadtapothekers. Man hatte sie einfach vergessen, und nie fand einer den steilen Treppenweg hier hinauf. Es war gut, dass sie zu zweit waren. Nur manchmal gesellte sich eine Hummel zu ihnen. Eine sehr lustige zwar, aber riesengroß, so groß wie ein Kloss..
Der kleinen Trompete ging es gar nicht gut. Der Herbststurm hatte das Bodenfenster, vor dem sie baumelte, eingedrückt, und der kalte Dezemberwind blies heftig in ihren Hals. Der alte Schrank meinte, dass der Apotheker ruhig einmal den Lehrbuben schicken sollte mit einem heißen Brusttee oder braunen Malzbonbons. Doch es kam natürlich keiner.
Immer kälter wurde es, und als eines Morgens der Schrank und die Trompete aufwachten, da hatte es draußen geschneit, und die lustigen Fachwerkhäuser mit den tief herabgezogenen Dächern hatten dicke, weiße Pelzmützen auf. Eine Familie machte verschmidtst lachend eine Schneeballschlacht, zwei Mädels krallten sich an ihrer Mutter fest, welche die beiden dann durch den Schnee schleifte.
„Es muss bald Weihnachten sein!“ meinte die kleine Trompete und dachte wehmütig an längst vergangene Zeiten, als auf ihr die schönsten Weihnachtschoräle geblasen worden waren. Jetzt aber war sie stumpf und ohne Glanz, ihr Mundstück war einmal abgefallen und die dicke rote Troddel - ihr ganzer Stolz - war grau von Staub. Nein, man konnte wirklich keine Ehre mit ihr einlegen. Und wer jetzt gesehen hätte, wie ein paar geschmolzene Schneeflocken von ihr herab tropften, der hätte glauben können, dass die traurige kleine Trompete weinte!
Weihnachten! Wie lange wünschte sie sich schon, noch einmal ein richtiges Weihnachtsfest erleben zu können, statt hier auf dem Boden an einem dicken Balken zu hängen! Ein Windzug blies in das Fenster, und die Trompete schaukelte so heftig hin und her, dass sie sich plötzlich im Fensterkreuz verfing und dort hängen blieb. „He!“ rief der Schrank, „fall nicht ganz raus vor lauter Neugier!“ Aber obwohl es hier draußen noch kälter war als auf dem Boden, lachte die kleine Trompete nur.
Unter ihr auf dem Marktplatz baute gerade der kleine Halbitaliener mit seiner Freundin an einem riesigen Schneemann. Der stand an jedem Christabend in der Dorfmitte, und vor ihm stellten sich dann die “Dorfpfeifer“ auf und sangen Weihnachtslieder. Die Stadtpfeifer, das waren elf Jugendliche, die mit ihrem Lehrer an jedem Heiligen Abend alte Weisen in den Straßen und Gassen des Städtchens sangen. Ohne sie gab es kein Weihnachtsfest. Im hellen Licht sah der Schnee richtig glänzend aus. Und die beiden, die hier jetzt an ihrem Schneemann bauten, waren zwei von den elfen. „Hei“, rief ein anderea, „s‘Mohrrüble als Nase nicht vergessen.“ Der Lehrer war hellen Mutes und meinte: „Im nächsten Jahr solltet ihr auf eine Trompete sparen, damit einer blasen kann, wenn wir singen.“ Einer, der vor der Gruppe stand, meinte: „Oh ja, das wäre toll!“ Ein Bauer, der vorbei kam, nickte, er hatte gleich ein bestimmtes Modell im Kopf. „Ja, fein wär’s schon. Aber so eine Trompete ist bestimmt sehr teuer!“ Damit setzte er die Fäuste wie eine Trompete an den Mund und blies hinein. Der Claasenbeste schaute ihn an. „Ja, weißt du, so ähnlich müsste es klingen, aber eine richtige Trompete, die wäre halt noch viel, viel schöner!“ Ja, das dachte auch die kleine Trompete, die hoch über den beiden hing. Aber sie dachte noch weiter. Sie dachte: „Ach, wenn mich doch der frische Wind vom Holz abreißen würde, solange noch die Buben da unten stehen! Dann würde ich wieder Weihnachtslieder spielen können!“
Ob der Wind Gedanken lesen konnte? Hatte er erraten, was die kleine Trompete dachte, die er lachend hin und her schaukelte? Dreimal so stark frischte der Wind auf. Mit einem Satz packte er sie, riss an dem morschen Band - und in hohem Bogen fiel sie in den weichen Schnee, dem Schneemann genau vor die Füße. Nicht wahr, das ist kaum zu glauben?
Der Alerxundeste der Dorfpfeifer und die Käther aber standen eine Weile wie stumm. Da war ihnen eine Trompete ja geradewegs aus dem Himmel auf den Markt gefallen! Was macht es da, dass sie kein Mundstück mehr hatte und ihre Troddel grau war statt rot! „Du, wenn wir die putzen, glänzt die wie richtiges Gold!“ rief alle Dorfpfeifer.
Und so kam es, dass auf der kleinen Trompete am Christabend viele Weihnachtslieder geblasen wurden. Das klang so schön zu dem frommen Gesang der Buben und Mädel über den Marktplatz, dass die Leute ihre Fenster weit öffneten und still und glücklich in den sternklaren Heiligen Abend hinaus schauten. So schön war das Weihnachtssingen der Dorfpfeifer noch nie gewesen! Und der alte Schrank? Ja, denkt an, der Apotheker hat sich plötzlich seiner erinnert und ihn am Tage vor Weihnachten die Stiege hinunter schaffen lassen, so dass er auf einmal gar nicht mehr einsam war. Die kleine Trompete aber hat der Apotheker nicht vermisst. Er konnte sie ja auch nicht brauchen. Die lag goldglänzend mit einer prächtigen Troddel in einem bunten Holzkasten, In samt gebettet, unter dem kerzenschimmernden Tannenbaum auf dem Gabentisch der Dorfpfeifer.